Freies Spiel in der Natur
Die Sinne der Kinder sind draußen in Wald und Natur hellwach. Das können wir täglich erleben. Aus den Bildern und Gedichten der Kinder, aus ihren Geschichten, aus ihren Liedern und Tänzen, aus ihren Rollenspielen können wir entnehmen, welche Fertigkeiten und welches Wissen sie sich beim Spiel in der Natur ganz selbstverständlich aneignen.
Sich fallen lassen.
Sich ganz dem Tun hin geben.
Die Zeit vergessen.
Gemeinsam lachen.
Gemeinsam weinen.
Spielen ist für Kinder lernen.
Spielen ist für Kinder leben.
"Hier", sagte er, "dass deine Kinder nicht mit einer Blechdose Fußball spielen müssen. Kauf ihnen einen schönen Ball." Mamma Rosa aber schüttelte den Kopf: "Du meinst, dass sie mit einer Blechdose spielen, weil du nur siehst, was da ist. Meine Kinder sehen mehr. Sie spielen mit dem schönsten Ball, den sie sich vorstellen können... Meine Kinder können aus derselbern Blechbüchse ein Auto werden lassen oder ein Flugzeug oder eine Eisenbahn ... Sie machen aus schwarzen Kieseln Afrikaner und aus roten Indianer. Nur Kinder, die alles haben sind arm, weil sie keine Phantasie brauchen. Ohne Phantasie ist man aber arm."
Angelo und Mamma Rosa von Othmar Franz Lang
Gewiss wurden wir mit Zucht und Gottesfurcht erzogen, so wie es damals Sitte war. Aber in unseren Spielen waren wir herrlich frei und nie überwacht. Und wir spielten und spielten und spielten, so dass es das reine Wunder war, dass wir uns nicht tot gespielt haben. Wir kletterten wie die Affen auf Bäume und Dächer, wir sprangen von Bretterstapeln und Heuhaufen, dass unsere Eingeweide nur so wimmerten, wir krochen quer durch riesige Sägemehlhaufen, unterirdische Gänge entlang, und wir schwammen im Fluss, lange bevor wir schwimmen konnten. Keinen Augenblick dachten wir an das Gebot unserer Mutter „aber nicht weiter raus, als bis zum Nabel!“ Überlebt haben wir alle vier.
Astrid Lindgren